Die Betrugsprävention interveniert häufig an zwei Schlüsselpunkten der User Journey: bei der Authentifizierung und bei der Transaktion. Wenn es sich jedoch um einen legitimen Benutzer handelt, der sich problemlos bei seinem Konto authentifizieren können sollte, kann wahrscheinlich nur noch die Transaktion als Abwehrmechanismus dienen. Gängigerweise werden für die Überweisung großer Geldbeträge zusätzliche Genehmigungen verlangt, aber selbst dies würde einen betrogenen Nutzer nicht vor einem kostspieligen Fehler bewahren.
Hier sollte darauf hingewiesen werden, dass die erste Verteidigungslinie durch die Aufklärung der Verbraucher gebildet wird. Allerdings wird die Aufklärung der Verbraucher das Problem nicht vollständig aus der Welt schaffen. Betrüger sind trickreich und intelligent, und selbst ein vorsichtiger Verbraucher kann getäuscht werden, wenn er im passenden Moment auf die richtige Weise angesprochen wird. Die Finanzinstitute müssen daher eine starke zweite Verteidigungslinie aufbauen, um auch jene Fälle abzudecken, in denen die Verbraucher nicht wirklich gemerkt haben, dass sie betrogen wurden.
Hierfür gibt es unterschiedliche Herangehensweisen, und ein umsichtiges Unternehmen kann mehrere dieser Konzepte für eine vielschichtige Abwehr implementieren. Zunächst einmal macht es Sinn, das Benutzerverhalten während der gesamten Sitzung zu untersuchen. Zwischen der Authentifizierung und dem Abschluss einer Transaktion können die Nutzer eine Reihe weiterer Aktionen durchführen, wie z.B. Anpassungen an ihrem Profil vornehmen oder personenbezogene Daten einsehen und ändern. Die meisten verhaltensbiometrischen Daten beruhen darauf, legitime Nutzer von Betrügern zu unterscheiden, die ein Konto übernommen haben, dennoch können auch legitime Nutzer durch den Einfluss eines Betrügers einige unübliche Verhaltensweisen zeigen. Wenn Instrumente für die Betrugs- und Risikoerkennung kontinuierlich und während der gesamten Benutzersitzung arbeiten, erhöht dies die Chancen, diese Anomalien zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.
Zum Eindämmen dieser Art von Betrug reicht das Aufdecken alleine jedoch nicht aus. Vielmehr müssen die Finanzinstitute die Nutzer auf irgendeine Weise dazu bewegen, ihr Handeln selbstkritisch zu überdenken. Das ist leichter gesagt als getan, kann aber durch die Anpassung der Nutzererfahrung an das wahrgenommene Risiko erreicht werden. Anstatt einer verdächtigen Transaktion eine MFA-Anfrage voranzustellen, kann es sinnvoller sein, den Nutzer anderweitig zu fordern und ihn zum kritischen Nachdenken über sein Handeln anzuregen.
Normalerweise hat der Betrüger schon einiges an Arbeit investiert, um das Vertrauen des Nutzers zu gewinnen, trotzdem ist es möglich, den Nutzer zum Zweifeln zu bringen. Wenn bei Nutzern die Gefahr besteht, dass sie eine betrügerische Zahlung genehmigen, könnte man sie auf einen anderen Weg bringen: Zu diesem Zweck könnte es ausreichen, ihnen nicht sofort den Zugriff auf die Schaltfläche ‚‚Überweisung" zu präsentieren, sondern zuvor einen Warnbildschirm einzublenden, der sie auf möglichen Betrug hinweist und ihnen verschiedene Fragen dazu stellt, woher sie den Zahlungsempfänger kennen, ob sie genau wissen, wofür sie bezahlen usw.
Manchmal genügt es schon, die Kunden zum Nachdenken anzuregen, um sie von einer Zahlung abzuhalten.