Eine der populärsten und modernsten Entwicklungen im Bereich der passwortlosen Kommunikation ist FIDO (Fast Identity Online). FIDO ist ein offener Standard, der es Nutzern ermöglicht, sich über eine hochsichere kryptografische Anmeldung zu authentifizieren, die gegen Phishing immun ist und sich einfach implementieren lässt. FIDO2 ist das derzeit neueste Protokoll und nutzt die physischen Geräte der Benutzer, um Anmeldeinformationen lokal auf abgesicherter Hardware zu speichern und Authentifizierungs-Anfragen (Challenges) zu signieren.
Die gemeinschaftliche Bekanntmachung von Apple, Google und Microsoft, passwortlose Lösungen zu unterstützen, ist ein klares Statement für FIDO als neuer Standard und ein Weg in die passwortlose Zukunft. Mit Passkeys lassen sich die meisten Hindernisse bei der Einführung von FIDO überwinden, weil sie es (1.) den Nutzern ermöglichen, sich einmalig bei FIDO zu registrieren und den Berechtigungsnachweis von Gerät zu Gerät über dieselbe Plattform weiterzureichen, und (2.) in der Lage sind, bei einer Plattform registrierte FIDO Geräte für die Authentifizierung zu nutzen, wenn sie sich von einer anderen Plattform aus anmelden.
Der Weg dahin bot einige Herausforderungen. Wir wollen ein paar Schritte zurückgehen, um ihn näher zu betrachten.
Anfangsprobleme mit FIDO
FIDO ist eine kryptografische Lösung, die sowohl an Domänen als auch an Hardware gebunden ist, und genießt daher den Ruf eines äußerst sicheren und empfehlenswerten Verfahrens für das Identitäts- und Zugriffsmanagement (IAM).
Wie innovativ FIDO auch sein mag (vor allem im Vergleich zur bekannten Verwendung von Passwörtern), so musste FIDO doch einige anfängliche Rückschläge hinnehmen. Diese mussten zunächst abgefedert werden, damit Großunternehmen wie Apple, Google und Microsoft soweit kamen wie jetzt und mit der Ankündigung der passwortlosen bzw. der FIDO Passkeys neue Maßstäbe setzen.
Hier sind einige dieser Rückschläge:
Registrierung und Benutzerfreundlichkeit
Eines der anfänglichen Probleme von FIDO bestand darin, dass bei der Erstregistrierung schwächere Authentifizierungsmechanismen (wie Passwörter) zum Einsatz kamen. Wer zum ersten Mal ein Gerät bei der FIDO Plattform registrieren wollte, musste seine Benutzerauthentifizierung an diese Plattform auf diesem Gerät binden.
Zur Anmeldung von einem anderen eigenen Plattformgerät aus musste man sich zunächst mit einer alternativen Methode authentifizieren (und das war wahrscheinlich wieder ein Passwort), bevor die Website oder Anwendung den Zugang gewährte. Anschließend musste man mit gewährtem Zugriff auch dieses neue Gerät registrieren, um FIDO darauf nutzen zu können. Dieser Vorgang wiederholte sich für jedes der Geräte, die für den Zugriff verwendet wurden.
Es ist unschwer zu erkennen, wie mühselig das Herstellen von Benutzerfreundlichkeit war, daher waren die Unternehmen nicht ohne Weiteres bereit, die traditionellen Passwörter und vertrauten Anmeldeerfahrungen (trotz der schwächeren Authentifizierungsmethode) für etwas aufzugeben, das nur eine geringfügige Verbesserung darstellte.
Fehlschlag bei der vollständigen Abschaffung von Passwörtern
Angesichts der Probleme mit der Registrierung, war FIDO nur in einem einzigen Fall wirklich sinnvoll. Um mit FIDO das Ziel der vollständigen Abschaffung von Passwörtern und der Beseitigung von Bedrohungen durch gängige Passwortattacken realisieren zu können, musste es als primäre und einzige Methode zur Authentifizierung von Benutzern eingeführt werden. Anders gesagt führte die fortbestehende Kombination mit den traditionellen Passwort-Anmeldemethoden zu dem Dilemma, dass FIDO letztendlich sein Versprechen der passwortlosen Anmeldung nicht einlösen konnte.
Kontowiederherstellung
Darüber hinaus brachte die gescheiterte Abschaffung von Passwörtern schließlich zu Problemen mit der Wiederherstellung. Unternehmen, die sich für den oben beschriebenen Weg entschieden haben und ausschließlich FIDO als Authentifizierungsmethode für Benutzer festlegten, sahen sich mit Problemen bei der Wiederherstellung von Benutzerkonten konfrontiert. Diese Probleme waren auf die bereits erwähnten Mängel bei der Benutzerfreundlichkeit zurückzuführen, denn die Nutzer benötigten zum Wiederherstellen ihrer Konten folgerichtig immer Zugang zu mindestens zwei zuvor registrierten FIDO Geräten für den Fall, dass sie eines davon verlieren.
Ohne das einzige mit FIDO registrierte Gerät, an das ihre Identitäten gebunden sind, wäre ein Zugriff auf ihre Konten ausgeschlossen gewesen.
Zögerliche Einführung
Wie Sie bereits sehen können, kam FIDO mit einer Vielzahl von Problemen daher. Angefangen mit der mangelnden Beseitigung von Reibung bei der Erstregistrierung, bis hin zu den Problemen bei der Wiederherstellung von Konten aufgrund der Notwendigkeit eines zusätzlichen FIDO Backup-Geräts als Fallback-Mechanismus (für den Fall, dass ein Benutzer sein FIDO fähiges Gerät verliert), war der Nutzen von FIDO für die Unternehmen und ihre Benutzer schwer zu erkennen. Dies erwies sich als wirksame Abschreckung gegen eine breitere Einführung von FIDO.